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ATELIERBESUCH | AINO

  • Autorenbild: Alexander  Kästel
    Alexander Kästel
  • vor 1 Tag
  • 3 Min. Lesezeit

Unsere Wege kreuzten sich immer wieder, mehr zufällig als geplant. Wir begegneten uns auf gemeinsamen Ausstellungen, im Zusammenhang mit dem Künstlerbund Rhein-Neckar, in Räumen, in denen Kunst auf Kunst trifft und sich Künstler*innen, manchmal über Jahre hinweg, leise annähern. Im späten Sommer 2025 nun führte mich diese leise Annäherung in das Heidelberger Atelier von AINO.

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Ein Atelierbesuch ist immer etwas Intimes. Man tritt ein in den Ursprung von Werken, die man zuvor nur in Ausstellungen gesehen hat, in fertiger Form, in kuratierten Räumen. Hier aber sind sie im Entstehen, im Werden, im Rohzustand und zugleich schon erfüllt von jener Energie, die AINOs Arbeiten auszeichnet und verdichtet im kleinen Schauraum des Ateliers präsentiert.

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AINO arbeitet nicht mit Bildern im herkömmlichen Sinn. Leinwand, Fotografie, klassische Malerei. Ihr Material ist Wachs: formbar, empfindlich, verletzlich und zugleich von archaischer Kraft. Wachs speichert Temperatur und Berührung, es reagiert auf Licht, es trägt Schatten in sich, als wäre es dafür geschaffen, Übergänge darzustellen und festzuhalten. AINO arbeitet mit diesem Material so selbstverständlich, als sei es eine zweite Haut.

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Gerade in dieser Radikalität der Materialwahl lassen sich kunsthistorische Linien ziehen. Wachs, seit der Antike in Votivgaben, Totenmasken und Ikonenmalerei präsent, war stets Träger von Körperlichkeit, von Erinnerung und Vergänglichkeit. In der Moderne fand es Eingang in die skulpturale Praxis – man denke an Joseph Beuys, der Fett und Wachs zu politischen und poetischen Materialien erhob, oder an die organische Sensibilität von Eva Hesse, die mit Latex und Harz das Ephemere ins Zentrum ihrer Arbeiten rückte. AINOs Wachsobjekte stehen in dieser Tradition und zugleich daneben: Sie sind weder bloße Zitate noch didaktische Gesten, sondern ein stilles Weiterdenken des Materials, in dem sich Fragilität und Dauer, Verletzbarkeit und Kraft überlagern.


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Ihre Objekte sind keine stummen Dinge. Sie leben von Licht und Schatten, von Oberflächen, die matt, durchscheinend oder glänzend sein können, von Rissen und Brüchen, die den Blick lenken. Rachel Whiteread hat in ihren Gussarbeiten Räume und Abdrücke konserviert – AINO hingegen scheint mit Wachs einen Speicher für Übergänge und Atmosphären zu schaffen. Während Whiteread das Unsichtbare fixiert, lässt AINO das Flüchtige atmen.


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Als ich mit meiner Kamera durch das Atelier ging, entstanden keine Dokumentationen im klassischen Sinn. Es sind Aufnahmen, die einen Zwischenraum sichtbar machen: Resonanz, das Flüchtige, das im Wechsel von Licht und Perspektive nur für Sekunden aufscheint. Dort beginnt meine Sicht, mein Bild – ein Dialog, der ohne AINO und ihre Arbeiten nicht denkbar wäre. Dort beginnt ein Diskurs zwischen meiner Kamera, meinen Augen und meinem Herzen. Aus diesen Bestandteilen entsteht ein Bild. Eine völlig neue Skulptur mit dem Besten aus allen beteiligten Teilen.


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AINOs Werk hat eine Tiefe, die sich nicht sofort zeigt. Es ist kein plötzlicher Effekt, kein schneller Glanz. Es ist ein Sich-Einlassen, ein langsames Sehen, ein Schweigen, das Raum schafft. Gerade darin liegt seine Stärke: Wachs als konserviertes Gedächtnis, als Speicher von Form, als offenes Archiv von Zeit.


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So war dieser Atelierbesuch kein bloßer Blick hinter die Kulissen. Er war vielmehr ein Eintauchen in eine künstlerische Welt, die sich nur im direkten Erleben erschließt. Und er war ein Schritt weiter auf einem gemeinsamen Weg, der mit Ausstellungen begann und nun in einem Raum mündete, in dem Kunst, Begegnung und persönliche Wahrnehmung eins wurden.



Zur Webseite von AINO:



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