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GEDENKEN AM 7. OKTOBER

  • Autorenbild: Alexander  Kästel
    Alexander Kästel
  • vor 1 Stunde
  • 4 Min. Lesezeit

EIN LICHT GEGEN DAS VERGESSEN

Zu sehen ist eine Hand die ein Teelicht auf den Pflastersteinen des Marktplatzes in Mannheim entzündet - welche sich zu einem großen Davidstern formieren.

 

Am 7. Oktober 2025 jährte sich zum zweiten Mal jener Tag, der die Welt erschütterte: der Terrorüberfall der Hamas auf Israel. Zwei Jahre zuvor, am 7. Oktober 2023, wurde das Musikfestival NOVA zum Schauplatz eines unvorstellbaren Grauens. Fast 1.200 Menschen wurden ermordet, Hunderte verschleppt. Vieles, was damals geschah, entzieht sich bis heute jeder Sprache – und doch müssen wir Worte und Bilder finden, damit sich solches nie wiederholt.

 

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft rief bundesweit zum Gedenken auf. In ihrer Erklärung spricht sie von einer Zäsur – nicht nur für Israel, sondern für jüdisches Leben weltweit. Gedenken, so schreibt sie, dürfe kein stilles Ritual bleiben. Es verlange Haltung: im Kampf gegen Antisemitismus, gegen Gleichgültigkeit, gegen das Vergessen.

 

 

GEDENKEN IN MANNHEIM –

EIN DAVIDSTERN AUS LICHT UND STILLE

 

Auf dem Mannheimer Marktplatz versammelten sich zwischen 150 und 200 Menschen. Keine große Menge mehr wie vor 2 Jahren – aber genug, um zu zeigen: Wir sind da. Wir vergessen nicht. Wir mahnen und stehen zur Seite. Diana Pretzell, die Erste Bürgermeisterin, sprach das Grußwort im Namen des Oberbürgermeisters Christian Specht.

 

Redebeiträge, ein Gebet, Kerzen die entzündet wurden. Stille warme Lichter – voll Trauer und Hoffnung zugleich. Die Veranstaltung selbst blieb friedlich, obwohl nur ein Quadrat weiter, am Paradeplatz, pro-palästinensische Demonstrierende auftraten. Die Polizei war präsent, die Stimmung blieb bis auf einen „Störer“ ruhig. Schon am Vormittag hatte ich auf meinen UnSocialMedia-Kanälen ein Foto eines Davidsterns gepostet mit einem dazugehörigen Text. Nicht als Statement für eine Seite, sondern als Zeichen: Antisemitismus und Hass auf jüdisches Leben ist nicht zu tolerieren. Ich schrieb: „Ich stehe für Frieden. Für Menschlichkeit.“In meinem Beitrag erinnerte ich an die Schrecken jenes Oktobertages, an die Opfer, das Leid – aber auch an das, was bis heute schwer auszuhalten ist: natürlich auch an das Leid der Menschen im Gazastreifen, das sich über die Jahre vervielfacht hat. Ich rief dazu auf, den Tag in Würde zu begehen, mit Mitgefühl statt Wut, mit Haltung statt Hass.

 

Dass ich dafür innerhalb eines Tages dreißig Follower*innen verlor, sagt mehr über den Zustand unserer Gesellschaft als über meinen verfassten Beitrag. Es genügt schon der Anblick eines Davidsterns, um als Provokation zu gelten – selbst dann, wenn der eigentliche Aufruf nichts anderes war als ein Bekenntnis zur Menschlichkeit. Wie spricht man über Menschlichkeit, wenn die Welt wieder in Lager zerfällt und alles nur noch Schwarz und Weiß gesehen wird?

 

Vielleicht bleibt meine Antwort immer dieselbe: Mit Menschlichkeit. Mit Mut. Mit Empathie, auch dort, wo sie unbequem ist. Mit der Bereitschaft, zuzuhören, statt zu schreien. Mit der Einsicht, dass kein Mensch je zur Lösung wird, wenn er zum Feind erklärt wird.

 

Meine fotografische Arbeit an diesem Tag war weit mehr als reine Dokumentation. Sie ist Teil meiner andauernden Suche: Den Menschen in seinem Mut und mit seinen Erinnerung sichtbar zu machen.

 

Ich fotografiere, weil ich glaube, dass das Menschliche, an das ich glaube, nur in den stillen Momenten sichtbar wird: in einem Blick, in einer Geste, in einer Hand, die eine Kerze hält. Menschen, die trauern, die innehalten, die einfach da sind – nicht nur für sich selbst, sondern füreinander. Letztendlich Für uns alle.

 

Ich möchte mit meinen Bildern Sichtbarkeit schaffen – für jene, die sich nicht in den Vordergrund drängen, aber trotzdem Haltung zeigen. Für die, die erinnern, auch wenn es unbequem ist. Meine Kamera wird in solchen Momenten zu einem Werkzeug gegen das Vergessen.

 

Ich zeige Haltung ohne zu verurteilen. Ich stehe an der Seite jüdischen Lebens – aus Überzeugung, nicht aus politischer Routine. Antisemitismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr haben, egal aus welcher Richtung er kommt. Wenn ich fotografiere, finde ich immer die Bilder, die den Menschen zeigen: Licht, das durch Dunkel bricht. Gesichter, die berühren. Gesten, die mehr sagen als lautstarke Parolen. Ich wünsche mir, dass meine Arbeit Gespräche anstößt – kein Geschrei. Dass sie dazu einlädt, hinzuschauen, nachzudenken, zu fragen. Zu hinterfragen und auch zu widersprechen – aber nicht einfach weiterzuscrollen. Kunst und Fotografie können Räume öffnen, in denen wir uns begegnen – jenseits der Fronten, die versuchen uns mehr und mehr zu verhärten und zu trennen.

 

Und nicht zuletzt ist meine Arbeit mein Versuch, Erinnerung wachzuhalten. Wenn wir nicht mehr hinschauen, wenn wir das Entsetzen verdrängen, verlieren wir Stück für Stück unsere Menschlichkeit. Jede Aufnahme, jedes Licht, jede Geste, die ich aufnehme, soll dem etwas entgegensetzen: dem Vergessen, der Gleichgültigkeit, dem Zynismus, dem Hass.

 

Ich bin da, um sichtbar zu machen, was bleibt – und was bleiben muss: die Würde, die Trauer, die Anteilnahme. Das Menschliche in uns.

 

In Mannheim, auf dem Marktplatz, im Licht des Davidsterns, im Gebet, im Schweigen – wurde sichtbar, dass Erinnerung lebt. Dass Menschen bereit sind, nicht wegzuschauen. Dass unsere Stadtgesellschaft Gesichter hat, die sich dem Antisemitismus entgegenstellen – friedlich, aber klar.

 

Mein Posting von gestern war kein Aufruf, sondern eine Einladung zur Besinnung:  „Kein Hass auf Menschen, weil sie anders sind. Begehen wir diesen Tag mit Anstand, mit Demut und mit Menschlichkeit. Möge diese Haltung nachhallen – in Worten, in Bildern, in Gesten. Möge sie Brücken bauen, nicht Mauern. Möge sie uns erinnern, dass unsere Verantwortung nie endet: Nicht zu schweigen. Nicht wegzusehen. Mensch zu bleiben.






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Eine Aufnahme einer Blume von hinten und unten. Sie ist Rosa und hat einen grünen Stiel – der Hintergrund ist diffus nebelig in der selben Farbe der Blütenblätter.

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